Beim Ministerbesuch ging es um Mobilität und Fachkräftemangel
21.02.2014

In seiner Begrüßung erläuterte der Gastgeber, Gökhan Balkis, Geschäftsführer der Framo Morat GmbH, dass das Unternehmen in Eisenbach selbst Hersteller von Antriebswellen sei, die sowohl in E-Fahrzeugen wie auch in Elektrorollern und E-bikes verbaut werden. Balkis: "Heute zählt der Markt der E-Moblität für uns ganz klar zu einem der interressantesten Wachstumsmärkte." Doch hätten Unternehmen im ländlichen Raum mit zahlreichen Standortnachteilen zu kämpfen. Dazu gehöre vor allem der sich verschärfende Fachkräftemangel, zu dem die schlechte Erreichbarkeit der Unternehmem in ländlichen Regionen beitrage. Minister Alexander Bonde wies in seiner Ansprache darauf hin, dass es gerade im ländlichen Raum einen erheblichen Bedarf an nachhaltigen Mobilitäts- und Verkehrslösungen gebe, da dort regelmäßig lange Strecken zurückgelegt werden müssten. Bonde: „Um diese nachhaltigen Lösungen zunächst im kommunalen Alltag zu erproben, bevor sie breit in der Fläche umgesetzt werden, fördert das Land gezielt Modellvorhaben zur Elektromobilität in ländlichen Kommunen. Ich freue mich deshalb, heute den Startschuss für das bundesweit erste Elektromobilitäts- Modellprojekt geben zu können, das mit dem Naturpark Südschwarzwald nicht nur eine Kommune, sondern eine ganze Region umfasst.“
Der Ministerrede folgte eine Diskussionsrunde mit Unternehmensvertretern und Kommunalverantwortlichen. Im Zentrum stand dabei die Frage, ob sich Elektromobilität positiv auf die Engpässe im ländlichen Raum auswirken könne. Dazu gehören neben dem Fachkräftemangel und dem sich immer weiter verschlechternden ÖPNV-Angebot auch die steigenden CO2 Belastung. Einigkeit herrschte in der Runde darüber, dass eines der Kernprobleme im ländlichen Raum, der Fachkräftemangel, durch ein besseres Mobilitätsangebot zumindest entschärft werden könnte. „Unsere Mitarbeiter fahren täglich weite Strecken“, so Gökhan Balkis, „das kostet sie nicht nur viel Zeit, sondern es wird auch immer teurer. Allein deshalb braucht es neue, intelligente Beförderungslösungen.“ Hannelore Reinbold Mench, Bürgermeisterin der Gemeinde Freiamt und stellvertretende Vorsitzende des Naturparks Südschwarzwald bestätigte, dass der Individualverkehr klimaschonender werden müsse und ermunterte die anwesenden Politiker, weiter über die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Kommunen und Unternehmen nachzudenken. Dr. Eike Messsow, Nachhaltigkeitsbeauftragter der Firma Sto wies darauf hin, dass es an der Zeit sei, verstärkt über die organisatorischen Voraussetzungen von E-Mobilität nachzudenken. Messow: »E-Fahrzeuge sind noch immer sehr teuer, so dass die Steuerbelastung bei E-Dienstwagen für den einzelnen Mitarbeiter relativ hoch ist. Außerdem sollte geklärt werden, ob der Arbeitgeber kostenlos Strom anbieten kann oder ob dies ein geldwerter Vorteil ist. Darüber hinaus sollte auch die Anzahl an Ladesäulen skaliert werden, bei 1-2 Fahrzeugen sei das noch leicht, bei 20 werde es schon schwierig.«
Zum Thema Ladesäulen konnte Martin Steiger, Vorstand der Energiedienst AG, konkrete Zahlen nennen. »Insgesamt sollen im Laufe des Jahres in der Region rund 50 Ladesäulen gebaut werden«, so Steiger. Der Ökostrom-Hersteller und Netzbetreiber im Südschwarzwald gehört zu den Unternehmen, die derzeit massiv in den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur investieren. Bei Energiedienst plant man zudem, einen Teil der 300 Flottenfahrzeuge zu elektrifizieren. »Der Umstieg auf die Elektromobilität gibt uns die Chance, alte Gewohnheiten zu überdenken und über Bord zu werfen. Dazu gehört beispielsweise, dass das Firmenfahrzeug vielfach immer noch als Statussymbol gilt. Das sind alte Zöpfe, die endlich abgeschnitten«, so Martin Steiger. Für die meisten Unternehmen im Ländlichen Raum sei Mobilität inzwischen ein wichtiger Standortfaktor, bekräftigte Christian Klaiber, Leiter der Initiative Zukunftsmobilität in seinem Schlusswort. „Es ist daher nur konsequent, dass die Landesregierung die im Ländlichen Raum tragenden Anwendungsfelder für nachhaltige Mobilität, Kommunen, Unternehmen und Tourismus, in jeweils zugeschnittenen Projekten anspricht und die Aktivitäten in der Region des Naturparks bündelt.
Auftaktveranstaltung und Ministerbesuch geben den Startschuss für die Unternehmen, sich an dem auf sie zugeschnittenen Projekt zu beteiligen. Klaiber: »Wir werden in den kommenden Monaten gemeinsam mit Unternehmen der Region in Workshops, Interviews und Diskussionsrunden nachhaltige Mobilität ins Blickfeld bringen. Dabei möchten wir gemeinsam zukunftsweisende Lösungsansätze entwickeln, mit denen Mobilität im ländlichen Raum insbesondere für Unternehmen und deren Mitarbeiter wirtschaftlicher, besser und nachhaltiger organisiert werden kann. Ziel der Gespräche wird die Antwort auf die Frage sein, welchen Beitrag Mobilität leisten kann, um dem Fachkräftemangel in ländlichen Regionen am Beispiel der Modellregion wirkungsvoll entgegen zu treten.«
Die Initiative Zukunftsmobilität, ist das Kompetenz- und Beratungsnetzwerk für die Entwicklung und Umsetzung innovativer Mobilitätsprojekte. In ihren Projekten legt die Zukunftsmobilität den Schwerpunkt auf die Anwendung nachhaltiger Mobilität im Ländlichen Raum. »Schon heute ist Mobilität ein zentrales Leistungselement im Wirtschaftskreislauf, das zunehmend Bedeutung als Standortfaktor im Wettbewerb von Kommunen und Regionen gewinnt«, so Klaiber, »In Zukunft wird nachhaltige Mobilität zu einem entscheidenden Kriterium bei der Wahl des Wohn- und Lebensumfelds der Menschen. Unsere Projekte stellen deshalb den Mobilitätsbedarf der Menschen in den Vordergrund und schaffen wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich wegweisende Lösungen.«
Bei der Umsetzung der Projekte, zu denen auch das Modellprojekt E-Mobilität im Naturpark Südschwarzwald gehören, kooperiert die Initiative mit zuständigen Stellen der Landesregierungen, wie der e-mobil BW GmbH oder der Energieagentur NRW sowie mit Unternehmen der freien Wirtschft wie der SWARCO Traffic Systems GmbH, der Energiedienst AG oder Mitsubishi Deutschland (MMD Automobile GmbH).